Wer fürchtet sich vor Dunkelheit?
**1) ** **Inhalt**
Tia Traveen ist Höhlenkletterin –
und blind. Gerade diese Behinderung verschafft ihr unterirdisch einen
großen Vorteil: Sie orientiert sich über eine Zungenschnalz-Methode und
braucht ohnehin kein Licht, da sie sich im Dunkeln zurechtfindet. Dieser
Umstand macht sie perfekt für Rettungseinsätze, und auch diesmal wird
sie gebeten, zwei vermisste Jugendliche in einem Bergwerk zu suchen.
Tia
wird von Leon begleitet, der ihr bester Freund ist und sich mit ihr
eine Wohnung teilt. Während er alles für sie tut und offensichtlich über
alles in sie verliebt ist, bemerkt sie von alledem nichts. Dennoch
begleitet er sie stets – so auch auf diesem Einsatz, wo er schließlich
mit ihr in der Höhle landet, nachdem die Decke über ihnen eingestürzt
ist. Gemeinsam mit Dana und ihrem Freund Justin versuchen sie, sich im
Stockdunkeln einen Weg nach draußen zu suchen.
Auf der anderen
Seite gibt es da Bringshaus und seinen Vorgesetzten Böttcher. Bringshaus
ist der Vater von Justin und macht sich große Sorgen, während Böttcher
nur eine Sorge hat: dass Tia herausfinden könnte, was da unten in der
Höhle wirklich los ist. Denn ein eigenartiger Pilz, der besonders
schnell wuchert, beginnt damit, die Eingeschlossenen anzugreifen und mit
seinem Gift zu infizieren. Böttcher und Bringshaus wissen darüber
Bescheid – und auch, wo dieser Pilz herkommt.
Zu guter Letzt gibt
es da noch Caroline Frey, eine Reporterin, die sich die ganze Zeit über
nicht vom Bergwerk entfernt, weil sie auf ihre Story hofft – allerdings
stellt auch sie in dieser langen Nacht fest, dass es nicht der Bericht
ist, der in diesem Fall eine Rolle spielt.
Tia Traveen
führt die kleine Gruppe trotz Verletzungen und diverser Hindernisse
gekonnt durch das unterirdische Labyrinth in Richtung Ausgang. Die vier
lernen sich immer besser kennen und begreifen, dass sie zusammenhalten
müssen, wenn sie alle überleben wollen. Dabei bekommt man Einblick in
alle beteiligten Charaktere und leidet bis zum Ende mit. Ob alle
unversehrt ans Tageslicht zurückkommen werden?
**2) ** **Sprache**
Der
Thriller bedient sich einer einfachen und leicht verständlichen
Sprache. Was dabei besonders geschickt angegangen wird, sind
komplizierte Fachbegriffe, die immer wieder auf kreative Art und Weise
erklärt werden: indem beispielsweise die Reporterin im Internet
nachschlägt oder ein Bericht aus Fachzeitschriften abgedruckt wird.
Diese werden durch eine eigene Umrandung und eine andere Schriftart
gekennzeichnet, sodass sie klar vom restlichen Text abgegrenzt werden.
Anderes Fachvokabular erklären die ProtagonistInnen untereinander,
sodass man in keiner Textstelle das Gefühl hat, man könne etwas nicht
verstehen.
**3) ** **Analyse**
Die
Spannung dieses Werks besteht eigentlich weniger in dem, was der Titel
verspricht – das Geflecht, der eigenartige Pilz, ist zwar im Thriller
allgegenwärtig, tritt gegenüber der Liebesgeschichte zwischen Dana und
Justin aber in den Hintergrund. Außerdem bleibt man als LeserIn ständig
gespannt, wie und ob sich die Beziehung zwischen Leon und Tia entwickeln
wird – so ist man bis zuletzt angehalten, immer weiterzulesen.
Abgesehen
davon bringt auch der Inhalt eine große Menge an Spannung mit sich.
Neben der Tatsache, dass man als LeserIn von Anfang an weiß, dass
Bringshaus und Böttcher etwas mit der Sache zu tun haben, baut der Autor
immer wieder brenzlige Situationen ein, die beim Lesen einfach
Aufregung erzeugen müssen – wenn beispielsweise angekündigt wird, dass
der Grundwasserspiegel in der Höhle immer mehr steigt, oder wenn Leon
von der Gruppe getrennt wird und knapp vor dem Erfrieren steht. So ist
man stets dazu angehalten, absolut gespannt darauf weiterzulesen, wie
und ob diese Situationen irgendwie bewältigt werden können.
**4) ** **Kritik**
Das
Cover des Thrillers ist besonders ansprechend und zeigt das, was der
Titel besagt: das Geflecht, im Hintergrund davon eine umwucherte Person.
Genau darum geht es in weiten Teilen des Werks, sodass man wirklich
einen ersten Eindruck von der Handlung erhält. Zudem sind die einzelnen
Stränge und Verästelungen des Geflechts am Cover hervorgehoben, sodass
man sie gut erfühlen kann, was sich angenehm anfüllt und einen sehr
professionellen Eindruck macht. Man könnte hier vielleicht
interpretieren, dass diese Gestaltung des Titelbilds irgendwie mit der
Blindheit der Hauptperson Tia zusammenhängt, die das Geflecht ebenfalls
nur erfühlen kann, wie weit der Autor das allerdings bezweckt hat, muss
offen bleiben.
Der Titel entspricht eigentlich nicht
ganz dem tatsächlichen Inhalt. Es handelt sich im Grunde nicht um ein
„Geflecht“, sondern um einen Pilz, der dieses bildet, und im größten
Teil des Werks ist auch nicht von einem Geflecht die Rede. Vielmehr
werden Fachbegriffe wie „Myzel“ verwendet, die jedoch allesamt kompetent
erklärt werden.
**5) ** **Empfehlung**
Das
Buch ist definitiv wert, gelesen zu werden! Die Handlung ist durchwegs
äußerst spannend, außerdem gibt es eine große Liebesgeschichte und wer
Interesse an alten Höhlen und damit verbundenen Entdeckungen hat, ist
hier richtig aufgehoben. Absolut zu empfehlen!
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