Samstag, 11. November 2017

Rezension: Andreas Laudan - Das Geflecht

Wer fürchtet sich vor Dunkelheit?

**1)    ** **Inhalt**



Tia Traveen ist Höhlenkletterin – und blind. Gerade diese Behinderung verschafft ihr unterirdisch einen großen Vorteil: Sie orientiert sich über eine Zungenschnalz-Methode und braucht ohnehin kein Licht, da sie sich im Dunkeln zurechtfindet. Dieser Umstand macht sie perfekt für Rettungseinsätze, und auch diesmal wird sie gebeten, zwei vermisste Jugendliche in einem Bergwerk zu suchen.

Tia wird von Leon begleitet, der ihr bester Freund ist und sich mit ihr eine Wohnung teilt. Während er alles für sie tut und offensichtlich über alles in sie verliebt ist, bemerkt sie von alledem nichts. Dennoch begleitet er sie stets – so auch auf diesem Einsatz, wo er schließlich mit ihr in der Höhle landet, nachdem die Decke über ihnen eingestürzt ist. Gemeinsam mit Dana und ihrem Freund Justin versuchen sie, sich im Stockdunkeln einen Weg nach draußen zu suchen.

Auf der anderen Seite gibt es da Bringshaus und seinen Vorgesetzten Böttcher. Bringshaus ist der Vater von Justin und macht sich große Sorgen, während Böttcher nur eine Sorge hat: dass Tia herausfinden könnte, was da unten in der Höhle wirklich los ist. Denn ein eigenartiger Pilz, der besonders schnell wuchert, beginnt damit, die Eingeschlossenen anzugreifen und mit seinem Gift zu infizieren. Böttcher und Bringshaus wissen darüber Bescheid – und auch, wo dieser Pilz herkommt.

Zu guter Letzt gibt es da noch Caroline Frey, eine Reporterin, die sich die ganze Zeit über nicht vom Bergwerk entfernt, weil sie auf ihre Story hofft – allerdings stellt auch sie in dieser langen Nacht fest, dass es nicht der Bericht ist, der in diesem Fall eine Rolle spielt.



Tia Traveen führt die kleine Gruppe trotz Verletzungen und diverser Hindernisse gekonnt durch das unterirdische Labyrinth in Richtung Ausgang. Die vier lernen sich immer besser kennen und begreifen, dass sie zusammenhalten müssen, wenn sie alle überleben wollen. Dabei bekommt man Einblick in alle beteiligten Charaktere und leidet bis zum Ende mit. Ob alle unversehrt ans Tageslicht zurückkommen werden?



**2)    ** **Sprache**



Der Thriller bedient sich einer einfachen und leicht verständlichen Sprache. Was dabei besonders geschickt angegangen wird, sind komplizierte Fachbegriffe, die immer wieder auf kreative Art und Weise erklärt werden: indem beispielsweise die Reporterin im Internet nachschlägt oder ein Bericht aus Fachzeitschriften abgedruckt wird. Diese werden durch eine eigene Umrandung und eine andere Schriftart gekennzeichnet, sodass sie klar vom restlichen Text abgegrenzt werden. Anderes Fachvokabular erklären die ProtagonistInnen untereinander, sodass man in keiner Textstelle das Gefühl hat, man könne etwas nicht verstehen.



**3)    ** **Analyse**



Die Spannung dieses Werks besteht eigentlich weniger in dem, was der Titel verspricht – das Geflecht, der eigenartige Pilz, ist zwar im Thriller allgegenwärtig, tritt gegenüber der Liebesgeschichte zwischen Dana und Justin aber in den Hintergrund. Außerdem bleibt man als LeserIn ständig gespannt, wie und ob sich die Beziehung zwischen Leon und Tia entwickeln wird – so ist man bis zuletzt angehalten, immer weiterzulesen.



Abgesehen davon bringt auch der Inhalt eine große Menge an Spannung mit sich. Neben der Tatsache, dass man als LeserIn von Anfang an weiß, dass Bringshaus und Böttcher etwas mit der Sache zu tun haben, baut der Autor immer wieder brenzlige Situationen ein, die beim Lesen einfach Aufregung erzeugen müssen – wenn beispielsweise angekündigt wird, dass der Grundwasserspiegel in der Höhle immer mehr steigt, oder wenn Leon von der Gruppe getrennt wird und knapp vor dem Erfrieren steht. So ist man stets dazu angehalten, absolut gespannt darauf weiterzulesen, wie und ob diese Situationen irgendwie bewältigt werden können.



**4)    ** **Kritik**



Das Cover des Thrillers ist besonders ansprechend und zeigt das, was der Titel besagt: das Geflecht, im Hintergrund davon eine umwucherte Person. Genau darum geht es in weiten Teilen des Werks, sodass man wirklich einen ersten Eindruck von der Handlung erhält. Zudem sind die einzelnen Stränge und Verästelungen des Geflechts am Cover hervorgehoben, sodass man sie gut erfühlen kann, was sich angenehm anfüllt und einen sehr professionellen Eindruck macht. Man könnte hier vielleicht interpretieren, dass diese Gestaltung des Titelbilds irgendwie mit der Blindheit der Hauptperson Tia zusammenhängt, die das Geflecht ebenfalls nur erfühlen kann, wie weit der Autor das allerdings bezweckt hat, muss offen bleiben.



Der Titel entspricht eigentlich nicht ganz dem tatsächlichen Inhalt. Es handelt sich im Grunde nicht um ein „Geflecht“, sondern um einen Pilz, der dieses bildet, und im größten Teil des Werks ist auch nicht von einem Geflecht die Rede. Vielmehr werden Fachbegriffe wie „Myzel“ verwendet, die jedoch allesamt kompetent erklärt werden.



**5)    ** **Empfehlung**



Das Buch ist definitiv wert, gelesen zu werden! Die Handlung ist durchwegs äußerst spannend, außerdem gibt es eine große Liebesgeschichte und wer Interesse an alten Höhlen und damit verbundenen Entdeckungen hat, ist hier richtig aufgehoben. Absolut zu empfehlen!

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