Erlöse mich von der Vergangnheit
**1) ** **Inhalt**
Judith Krieger ist eine
Kriminalermittlerin, die durch Zufall frühmorgens an einen Tatort kommt –
Jonas Vollenweider, ein ausgewanderter Deutscher, der nur für ein paar
Tage wieder im Land hätte sein wollen, liegt erschossen unter einer
Eisenbahnbrücke. Durch die Ermittlungen kommt heraus, dass er der Letzte
seiner Familie gewesen ist – Eltern und die Schwester wurden vor zwei
Jahrzehnten von einem Unbekannten ermordet, die Leichen jedoch nie
gefunden. Obwohl Jonas damals als Mordverdächtiger gegolten hatte, kann
ihm jedoch nie etwas nachgewiesen werden.
Im Zuge der
Untersuchungen wird immer deutlicher, dass Jonas tatsächlich nicht der
Mörder von damals sein kann. Der echte Täter schickt Judith Krieger
immer wieder Fotos, die verschiedene Tatorte zeigen, sodass die Polizei
ihm langsam auf die Schliche kommt. Die Leichen werden weit entfernt in
einem Waldstück gefunden und es stellt sich heraus, dass Miriam, Jonas’
Schwester, eine Affäre mit einem älteren Mann gehabt hatte, der für die
Taten verantwortlich sein könnte.
Zusätzlich zu dieser Geschichte
gibt es da noch Eric Sievert und seine Familie. Als illegaler
Schatzsucher in der sumpfigen Au unterwegs, findet er immer wieder
Artefakte, die er eigentlich den Behörden übergeben müsste, sie
stattdessen aber gewinnbringend verkauft. Eines Tages findet er eine
goldene Kette, die er seiner Frau schenkt. Es stellt sich heraus, dass
das Schmuckstück eigentlich Miriam gehört hat, die es von ihrem älteren
Freund geschenkt bekommen hatte. Allmählich ergibt sich eine Verbindung
zwischen Eric Sievert und dem Ermittlerteam.
Sieverts guter
Freund Kurt gerät schließlich ins Visier der Ermittlungen. Er war in
einem Kinderheim aufgewachsen, was im Zuge des Romans mehr und mehr eine
bedeutsame Rolle spielen wird. Die Kinderheime der 80er Jahre – eines
davon ist das Heim Frohsinn, in welchem Jonas Vollenweiders Eltern
früher als „Heimeltern“ gearbeitet hatten – waren weniger dazu da, den
Waisen eine angenehme Kindheit zu bereiten, als sie als billige
Arbeitskräfte auszubeuten und ihnen jegliches Recht auf Freiheit und
eigenen Willen zu nehmen. Zu allem Überfluss findet die Polizei
schließlich auch noch zahlreiche Kinderleichen, die im Gemüsebeet des
inzwischen zur Ruine verfallenen Hauses Frohsinn verscharrt worden waren
und bis heute Spuren von Misshandlungen aufweisen.
Judith
Krieger kommt des Lösung des Falls indessen bei Jonas Vollenweiders
hinterlassenen hochschwangeren Frau auf Griechenland näher. Sie erzählt
von dieser goldenen Kette, die sich als wichtiges Schlüsselelement zur
Lösung des Falls herausstellen wird. Früher hatte es einem Heimkind
namens Rudi gehört und ein Foto seiner Mutter enthalten. Nachdem es ihm
von den Vollenweiders brutal weggenommen worden war, entwickelte dieser
einen Mutterkomplex und entschließt sich schließlich dazu, sich an den
herzlosen Heimeltern Vollenweider zu rächen. Doch was ist mit Miriam?
Ist sie vielleicht noch am Leben? Wer verbirgt sich hinter dem
nichtssagenden Vornamen „Rudi“? Ist der Täter vielleicht die ganze Zeit
über ganz in der Nähe?
**2) ** **Stilistisches und Sprachliches**
Das
Werk ist von Beginn bis zum Ende im Präsens geschrieben. Dadurch wird
zwar ein besonderer Stil ausgedrückt, allerdings fällt es anfangs
schwer, sie an diese Art der Erzählung zu gewöhnen. Andererseits jedoch
ist der Zweck dieser sprachlichen Methode natürlich klar – die
LeserInnen sollen unmittelbar das miterleben, was auch die Protagonisten
erfahren. Diese Unmittelbarkeit des Geschehens kann anders nur schwer
ausgedrückt werden.
Im Buch werden verschiedene
Perspektiven verwendet, sodass man nicht nur aus der Sicht von Judith
Krieger liest, sondern viele verschiedene Protagonisten auf ihren Wegen
begleitet und damit größere Zusammenhänge als die Einzelpersonen
erkennen kann.
**3) ** **Kritik**
Bis
zuletzt strotzt der Roman vor Spannung. Als LeserIn wird man immer
wieder auf die falsche Fährte geführt und weiß bis zuletzt nicht, wer
tatsächlich der Täter gewesen ist. Als die Auflösung schließlich geboten
wird, steht man wirklich einer Überraschung gegenüber.
Zudem
leistet das Werk einen wichtigen Beitrag zur Bewusstmachung der
Zustände in damaligen Kinderheimen. Ich persönlich hatte davor nie über
die dramatischen Misshandlungen in solchem Ausmaß gehört. Gisa Klönne
gelingt es, diese verdrängten Tatsachen wieder in Erinnerung zu rufen
und die LeserInnen dazu aufzurufen, sich Gedanken um dieses Thema zu
machen, um damit vielleicht wenigstens manchen der Opfer von damals
ihren Tribut zu zollen.
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