Samstag, 11. November 2017

Rezension: Daniel Annechino - Keine Gnade

Der Reanimator - Mörder als sympatischste Figur

Wieso wollte ich dieses Buch überhaupt? Die anfängliche starke Ähnlichkeit zum phänomenalen Thriller „Der Knochenbrecher“ von Chris Carter vergeht ziemlich schnell – was bleibt ist ein Krimi mit wenig Spannung, schließlich kennt man den Mörder sowie seine Beweggründe von Anfang an.

Julian ist Herzchirurg und arbeitet an einem Forschungsprojekt für neue Operationsmethoden. Da seine legalen Methoden ausgeschöpft sind, kidnappt er fremde Menschen, um seine Test an deren Herzen durchzuführen und ihre Leichen dann irgendwo zu deponieren. Während der Zeit verliert er all seine Skrupel und wird zum brutalen Mörder.
Detectives Sami Rizzo und Al Diaz sind privat ein Paar und arbeiten zusammen an der Aufklärung der Morde des „Reanimators“, wie die Presse ihn nennt. Während ihre Ermittlungen nur schleppend vorankommen – wieso auch nicht, als Leser weiß man schließlich bereits alles über die Morde – fokussiert das Buch stark auf das Privatleben der beiden Ermittler, eine langweilige und mühsame Geschichte. Beide sind wenig sympathisch, Al als typisches Männerarschloch und Sami als schwache dumme Frau. Am Schluss will man beide eigentlich nur noch erschlagen und – so schlimm es scheint – Julian ist der Lieblingscharakter in diesem Buch, die Spannung entsteht lediglich daraus mitzufiebern, ob er die Morde vertuschen können wird.
Sprachlich überzeugt der Autor bzw. der Übersetzter kein bisschen. Ständige Inhalts- und Wortwiederholungen lassen das Buch holprig und unausgereift erscheinen, so als hätte es sich der Autor nicht noch einmal durchgelesen. So wird innerhalb eines Kapitels mindestens dreimal erwähnt, dass Sami alle Ärzte vor Dr. Templeton kalt vorkamen, später wiederholt sich das Wort OP gut 10 Mal innerhalb eines kurzen Absatzes.

Alles in Allem ist der Thriller unnötig lang, hat zu viele belletristische Einflusse und lässt Spannung vermissen. Zudem werden die Grundfesten der Emanzipation erschüttert – mehrmals – und bestätigen alle Einwände von Arbeitgebern, je Frauen im gebärfähigen Alter zu beschäftigen. Ein Buch, in welchem der Mörder noch der sympathischste Charakter ist.

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