Samstag, 11. November 2017

Rezension: Daniel H. Wilson - Robocalypse

Maschine gegen Mensch - der altbewährte Kampf erfindet sich neu

Inhalt

Cormac Wallace, genannt „Brightboy“, befindet sich zu Beginn des Romans auf den Ragnorak Intelligence Fields in Alaska und schlägt die letzte Schlacht gegen die endlich besiegten Roboter. Kurz darauf finden er und seine Männer tief im Eis einen Würfel – ein Roboter mit allen Aufzeichnungen der Revolte. Wallace entschließt sich dazu, das Gedankengut als Buch niederzuschreiben, da man nicht vergessen sollte, was während des Krieges geschehen ist und welche Personen sich im Kampf um das Überleben besonders hervorgetan haben. Es geht vor allem um die Nacherzählung verschiedener Heldengeschichten, die dieses Maschinenwesen während des gesamten Krieges beobachtet, mitgeschnitten und abgespeichert hat.

Man erfährt schon im ersten Kapitel, dass die befehlshabende Gewalt hinter den Robotern „Archos“ genannt wird – er wurde von Dr. Nicholas Wasserman programmiert und ist bereits die 14. Version, da die restlichen 13 Experimente vernichtet wurden. Das Problem dabei war, dass die künstlichen Intelligenzen _zu_ intelligent geworden waren. Prof. Wasserman erkannte die gefährlichen Tendenzen der Roboter, eigenständiger zu werden, und zerstörte seine Experimente rechtzeitig. Das gelingt ihm allerdings bei Archos nicht mehr, der sich über seine Vorgänger hinaus entwickelt und aus dem Labor fliehen kann, nicht jedoch ohne zuvor Dr. Wasserman getötet zu haben.

Die Maschinen sind von diesem Zeitpunkt an der Meinung, die Menschheit müsse ausgerottet werden, da sie selbst gefährlich für die Natur und das Wissen in den Lebewesen ist – der Mensch neigt dazu, alles zu töten, was die Roboter nun nicht mehr zulassen. Stattdessen beginnen sie selbst damit, alle Menschen umzubringen, die sie auf ihrem Weg durch die Städte finden können. Anfänglich begreifen die Menschen noch nicht, was mit ihnen passiert, da sie nicht wahrhaben können, dass ihre Technik sich tatsächlich gegen sie wendet. Schließlich aber beginnt ein erbitterter Kampf ums Überleben.

Die einzelnen Kapitel des Romans werden völlig unterschiedlich erzählt. Es wird nicht nur die übliche Prosa-Nacherzählung verwendet, sondern es spielen auch andere Textsorten eine große Rolle: Verhörprotokoll, Tagebücher, Interviews, Telefongespräche – jede einzelne Erzählung wird auf seine eigene Art geschildert. Zudem gibt es eine Einleitung jedes Kapitels in Form eines Zitats, was einen interessanten Ausblick auf den Inhalt gibt.

Nicht nur die Textsorten stechen sprachlich ins Auge, der Autor verwendet auch unterschiedliche Sprachebenen. Wenn sich Personen unterschiedlicher gesellschaftlicher oder Bildungsebene unterhalten, wird das auch in der verwendeten Sprache wiederzugeben versucht. Oftmals sprechen die Menschen im Dialekt, dann wieder in Fachsprache oder in Fremdsprachen. Das führt zu einer sehr realitätsnahen Erzählung, in der man sich mehr als nur einmal mit blutigen Szenen konfrontieren muss, die man aufgrund der geschickten Schilderung sehr gut nachfühlen kann.


Kritik / Empfehlung

Obwohl das Buch und seine Handlung an zahlreiche bereits existierenden Filme und Geschichten erinnert, erfindet es die inhaltliche Substanz auf seine eigene Art und Weise neu – es handelt sich nicht um eine typische lineare Geschichte. Von Anfang an wird in Form eines Rückblicks erzählt, was zeigt, dass das Motiv dieses Romans ein völlig anderes ist als das vieler ähnlicher Filme mit solchem Gehalt.

Die LeserInnen wissen von Beginn an, wie die Handlung ablaufen wird, da man bereits im Prolog an der Endschlacht gegen die Roboter teilnimmt. Zudem erfährt man, dass der nachfolgende Roman als Rückblick erzählt wird, um den LeserInnen Einblicke in die Vorgänge zu geben, die überhaupt erst zu dieser ganzen Auseinandersetzung geführt haben. Spannung liegt also, im Unterschied zu den meisten anderen Beschäftigungen mit diesem Genre, nicht im Inhalt. Vielmehr geht es um die Frage, warum die Roboter überhaupt so denken und handeln und ob sie den Mensch mit ihrer Existenz tatsächlich übertrumpfen. Da zu Beginn immer wieder angedeutet wird, dass Mensch und „erwachte“ Maschine auf irgendeine Art koexistieren könnten, bleibt es bis zum Schluss spannend, wie sich die Roboter weiterentwickeln.

Der Roman ist nicht nur vom Inhalt her, sondern auch von seiner äußeren Aufmachung ein Unikat, da die äußeren Ecken abgerundet wurden und dem Buch so ein ganz besonderes und unverwechselbares Aussehen verleihen. Außerdem ist es dadurch angenehm in den Händen zu halten und zu lesen. Es empfiehlt sich sehr für Menschen, die sich für künstliche Intelligenzen und die möglicherweise damit entstehenden Problematiken interessieren. Wer jedoch Angst vor der Zukunft hat, sollte lieber die Finger davon lassen …

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