Samstag, 11. November 2017

Rezension: Casey Hill - Tabu

Eigentlich ist alles ganz anders

Inhalt

Reilly Steel stammt ursprünglich aus Irland, ist aber früh mit ihrer Familie nach Amerika ausgewandert. Sie hat eine schwere Kindheit gehabt, da ihre Mutter Cassie die Familie verlassen hat, als sie und ihre Schwester Jess noch sehr jung gewesen sind. Seit damals hat sich Reilly um ihre Schwester gekümmert und der Familie eine Mutter sein müssen, obwohl sie selbst noch ein Kind gewesen ist.

Durch verschiedene Ereignisse in ihrer Kindheit beeinflusst, wählt sie schließlich den Beruf der forensischen Ermittlerin und wird darin zu einer der besten auf ihrem Gebiet. Sie verliert ihre Schwester durch einen erst spät im Buch beschriebenen Umstand, womit ihr Vater jedoch nicht zurecht kommt und zum Alkoholiker wird. Gemeinsam mit ihm kehrt sie schließlich nach Irland zurück.

Kaum befindet sich Reilly in Dublin, wird sie schon wieder von verschiedensten Morden überhäuft. Tatsächlich stellt sich heraus, dass ein Serienmörder sein Unwesen treibt und auf irgendeine rätselhafte Art und Weise Verbindung zu Sigmund Freud herzustellen versucht. Vor allem Tabus scheinen den Täter zu beschäftigen – er setzt gesellschaftlich hoch verachtete Taten ein, zu denen er seine Opfer zwingt, bevor er sie umbringt. Beispielsweise zählen dazu Homosexualität zwischen heterosexuellen Männern, Suizid, Verwandtenmord, Inzest oder der Verzehr von Menschenfleisch. Zu all dem lassen sich die Opfer tatsächlich hinreißen, weil sie vermutlich glauben, dadurch selbst mit dem Leben davonzukommen, was jedoch nicht der Fall ist.


Reilly bittet schließlich ihren früheren Lehrer Daniel Forrest um Hilfe, der in Amerika zurückgeblieben ist und sich im Werk von Sigmund Freud auskennt. Er kann ihr sehr weiterhelfen und kommt schließlich persönlich nach Irland, als sich herausstellt, dass der Mörder damit beginnt, eine persönliche Verbindung zu Reilly herzustellen. Es zeichnet sich allmählich ab, dass der Mörder mehr und mehr zum Ziel hat, sich am Ende Reilly selbst als Opfer vorzunehmen. Dann wird auch noch Reilly selbst bedroht und ihr Vater entführt …


Sprache und Stil
Sprachlich ist das Werk gut gelungen, es zeichnet sich durch zahlreiche inneren Monologe und direkte Reden aus. Außerdem erfährt man durch viele Rückblicke in die Kindheit von Reilly mehr und mehr von ihrer Familie, was das Verständnis des Thrillers deutlich steigert. Durch diese Tatsache wird auch Spannung aufgebaut, weil die Rückblicke, die in Form von Träumen in aktueller Verbindung mit Reilly stehen, meist unmittelbar Einfluss auf Reillys Ermittlungen nehmen.



Kritik
Spannung wird in dem Thriller dadurch aufgebaut, dass immer wieder Überraschungen und nicht erwartete Wendungen eingebaut werden. Anfangs scheinen diese Lösungen noch vorhersehbar zu sein, dann jedoch gibt es immer mehr überraschende Einwürfe, die man als LeserIn nicht mehr vorhersehen kann. Vor allem das Ende ist anders, als man als LeserIn erwartet – während der Lektüre verdächtigt man zwischenzeitlich die verschiedensten Protagonisten, der Serienmörder oder wenigstens ein Komplize zu sein, doch am Ende wird einem eine Lösung geboten, mit der man wirklich nicht gerechnet hätte.

Zwischendurch wird immer wieder angedeutet, dass sich zwischen Reilly und einem anderen Ermittler – Chris Delaney – eine Liebesbeziehung anbahnt. Zumindest ist schon früh in dem Thriller deutlich, dass sich zwischen ihnen mehr als nur eine gute Freundschaft entwickelt, allerdings wird diese Geschichte nicht zu einem Ende geführt, was am Ende doch etwas enttäuschend übrigbleibt. Es hätte sich durchaus angeboten, nach dem guten Ausgang der Ermittlung damit aufzuhören, es darf jedoch spannend bleiben, ob der Thriller vielleicht eine Fortsetzung erhält.

Außerdem leidet Officer Delaney an einer seltsamen Krankheit, zumindest hat er starke Schmerzen in den Gelenken, obwohl er sehr gesund lebt und häufig trainiert. Als er Reilly bittet, sein Blut zu untersuchen, glaubt man als LeserIn, dass sich eine spektakuläre Erkenntnis anbahnt – leider jedoch bleibt auch hier die Antwort auf die mysteriösen Umstände offen. Die Erklärung, Reilly könne mit den eigenartigen Ergebnissen nichts anfangen – schließlich ist sie keine Ärztin – ist noch zufriedenstellend, am Ende des Werkes wird jedoch einfach gesagt, dass sich bisher nichts als Antwort ergeben hat und dass wohl vorerst ungeklärt bleiben muss, woran Chris leidet. Hier erscheint es fast so, als wüssten die Autoren selbst nicht, wie sie ihre langsam entwickelte Krankheit nun zu einem sinnvollen Abschluss bringen und logisch erklären sollten. Dabei war die Beschreibung von Delaneys Zuständen durchaus spannend, man hätte sich sehr über eine Erklärung gefreut.



Empfehlung
Der Thriller wird seinem Namen wirklich gerecht, man ist die ganze Zeit über sehr gespannt, wie es weitergehen wird und wer nun tatsächlich der Serienmörder ist – beziehungsweise, was er mit seinen eigenartigen Hinweisen auf Sigmund Freud eigentlich plant, denn dass er nicht einfach nur geistesgestört ist, wird spätestens dann klar, als er Reilly persönlich in seine Taten hineinzieht.

Die Spannung wird durchgehend so gekonnt aufrecht erhalten, dass man das Buch besser nicht am Abend vor dem Schlafengehen lesen sollte – es könnte sein, dass man jedes noch so bekannte Geräusch dann diesem fiktiven Serienmörder zuschreibt!

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