Psychose sucht Lepra
Gleich beim ersten Anblick des Buches fällt einem das eindrucksvolle
Design des Umschlags ins Auge. Das Papier wurde an zwei Stellen
durchtrennt, Blut scheint durch die Schnitte zu schimmern. Die wahre
Brillanz enthüllt sich allerdings erst beim Herunternehmen des
Papiereinbands: Während der Umschlag weiß ist und zweimal gespalten
wurde, ist der harte Buchrücken blutrot und schimmert durch den Einband.
Man fühlt sich bereits mitten in den Krimi hineinversetzt.
Dr. Martina Krause arbeitet als Rechtsmedizinerin in einem dänischen
Institut, in welches sie am Anfang des Buches gemeinsam mit ihrer
besten und einzigen Freundin Nkem transferiert hatte. Ihr neuester Fall
gibt einige Rätsel auf. Die orangen Abdrücke auf der mit Stichwunden
übersäten Haut der Opfer stammen vom Schweiß des Täters und enthalten
Clofazimin, ein Lepramittel. Doch einen Fall von Lepra gab es in
Dänemark schon seit Jahren nicht mehr. Praktisch alleine begibt sich Dr.
Krause auf die Suche nach dem grausamen Serientäter, während dieser
noch versucht, ihr Angst einzujagen. Doch so leicht lässt diese sich
nicht unterkriegen, denn ihre psychische Störung macht sie praktisch
unempfindlich gegen Angstzustände. Der Fall macht ihr bloß zu schaffen,
weil eines der Opfer ihrer Tochter ähnlich sieht, ein Mädchen namens
Emilie, das sie sich bloß eingebildet hat…
Die Geschichte beginnt sehr spannend und wirft anfangs geschickt
viele Rätsel, wie das Lepramittel und die psychische Störung der
Hauptprotagonistin auf. Durch die Erzählung aus der Ich-Perspektive
erlebt man den Krimi hautnah mit. Zwischendurch liest man
Tagebucheinträge des Täters, welche die tiefen Abgründe seiner
Persönlichkeit herausstellen, weshalb man noch stärker mit Dr. Krause
mitfiebert. Gegen Ende des Buches ist der Fall allerdings praktisch
aufgeklärt, man wartet eigentlich nur noch auf die Festnahme des Täters.
Trotzdem gelingt es der Autorin mit einer geschickten Wende noch
einmal, Spannung aufzubauen. Die psychische Störung der
Rechtsmedizinerin gerät im Laufe des Geschehens immer weiter in den
Hintergrund, möglicherweise eine Andeutung, dass Dr. Krause langsam in
die Realität zurückfindet.
Alles in Allem ein gutes Buch, teilweise allerdings nicht für schwache Nerven bzw. Mägen geeignet.
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