Segeln kann gefährlich sein
1) Inhalt
Oscar Juliander wird vor den Augen hunderter Zuschauer erschossen –
genau in dem Moment, als der Startschuss zur berühmten Segelregatta vor
den schwedischen Schäreninseln fällt. Hat ihn einer seiner Konkurrenten
aus dem Weg geräumt? Denn Juliander galt als Favorit …
Die Ermittlungen, die Thomas Andreasson gemeinsam mit seiner
Kollegin Margit Grankvist leitet, verlaufen ziemlich schnell im Sand.
Zwar stellt sich heraus, dass Juliander Drogen konsumiert hat und auch
in Bezug auf Frauen trotz seiner Ehe kein unbeschriebenes Blatt gewesen
ist, jedoch bringen diese Erkenntnisse die Polizei keineswegs weiter.
Julianders Ehefrau scheint von Oscars Verfehlungen Bescheid gewusst zu
haben, wirkt aber in keiner Hinsicht so, als hätte sie ihn aus dem Weg
räumen wollen. Ob eine andere seiner Liebschaften mit dem Mord zu tun
hat? Der Verdacht erhärtet sich, als Julianders Sekretärin Droh-Emails
bekommt.
Nebenbei gibt es da Nora, Thomas’ Jugendfreundin, die ein altes Haus
geerbt hat und es um keinen Preis verkaufen will – obwohl Schweizer
Interessenten dazu bereit wären, mehrere Millionen für das Gebäude auf
den Tisch zu legen. Noch dazu hat Tante Signe letztes Jahr zwei Personen
und sich selbst umgebracht, weil sie das Haus keinesfalls aufgeben
wollte …
2) Sprache / Stil
Im Laufe des Romans fällt vor allem die Gliederung auf: Die
einzelnen Kapitel werden noch einmal in Tage und Wochen unterteilt. So
hat man ständig einen Überblick, an welchem Tag in welcher
Ermittlungswoche sich die Handlung gerade befindet. Es fällt jedoch auf,
dass mit zunehmendem Fortgang der Erzählung auch die Anzahl der Kapitel
pro Tag und Woche deutlich schrumpft – während zu Beginn noch ziemlich
viel in kurzer Zeit abläuft, wird später nicht nur inhaltlich, sondern
auch formal deutlich, dass die Ermittlungen langsam immer mehr im Sand
verlaufen.
Eine weitere stilistische Eigenart des Romans stellen die inneren
Monologe dar, die die Handlung immer wieder unterbrechen. Es handelt
sich offensichtlich um die Erlebenswelt eines Mannes, der seinen
Werdegang vom kleinen Jungen über seine Hochzeit und die Geburt seiner
Kinder bis hin zur Gegenwart beschreibt. Um wen es sich tatsächlich
handelt, wird erst im letzten Monolog klar – bis dahin gibt es mehrere
Protagonisten, auf welche diese Lebensgeschichte zutreffen könnte. Die
Schilderung und ihre Auflösung am Ende sind der Autorin besonders gut
gelungen und erhöhen die Gesamtspannung bis zum Ende deutlich.
3) Kritik
Die Beziehung zwischen Nora und Henrik wird im Gegensatz zu manch
anderen Personenkonstellationen sehr anschaulich und realistisch
gezeichnet. Als LeserIn kann man sich nach der Vorgeschichte vor allem
in Henriks Position hineinversetzen, der Signes Haus um jeden Preis
verkaufen will. Noras wenig sympathische Verbohrtheit ist der Autorin
stilgerecht gelungen und trägt dazu bei, sich mehr und mehr mit dem
Inhalt des Romans zu identifizieren.
Trotz dieser positiven Aspekte tun sich jedoch auch manche
Ungereimtheiten auf. Die Schilderung der Ermittlungsarbeit erscheint hin
und wieder absichtlich in die Länge gezogen – beispielweise dann, als
Andreasson und Grankvist versuchen, die teilnehmenden Schiffe der
Segelregatta auf einer Fotographie zu identifizieren. Hier mühen sich
die Protagonisten auf umständliche Weise seitenlang ab, anstatt einfach
ein Mitglied des KSSS zu Rate zu ziehen.
4) Empfehlung
Der Roman wirkt auf der einen Seite langatmig und wenig spannend,
präsentiert am Ende jedoch eine sehr gelungene und durchaus
überraschende Auflösung des Falls. Es lohnt sich also, den mühsamen
Leseweg auf sich zu nehmen.
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