Samstag, 11. November 2017

Rezension: Aline Kiner - Galgenmann

Schweigende Vergangenheit

1) Inhalt

Simon Dreemer wird aus dem belebten Paris mitten ins Nirgendwo strafversetzt, nach Varange ins Vorstadtgebiet, wo es nichts gibt und sich nichts tut – bis auf die Serie ungeklärter Mordfälle, deren Spuren bis in die dunkle Vergangenheit im Zweiten Weltkrieg zurückzureichen scheinen.
Unter der Leitung von Kommissar Kowalski beginnt Dreemer gemeinsam mit Jeanne Modover zu ermitteln. Irgendetwas scheint diese zu verbergen – erst nach und nach kommt heraus, dass sie als Kind hier aufgewachsen und später fortgegangen ist. Mit ihrer Rückkehr scheint sie selbst nicht sonderlich glücklich zu sein. Und dennoch ist es gerade dieser Umstand, der den Kontakt zu den schweigsamen Dorfbewohnern langsam herstellt.
Modover und Dreemer decken Schritt für Schritt alte Bergbau-Fehden auf – vor Jahren war unsauber gearbeitet worden, jetzt droht noch dazu eine Überflutung der alten Anlagen. Handelt es sich um einen Racheakt, dass gerade die Enkelin eines früheren Bergbauers umgebracht worden ist? Und welchen Zusammenhang damit hat die Ermordung eines weiteren Mädchens, das dieser sehr ähnlich sieht?

2) Sprache / Stil

Die sprachliche Gestaltung des Werks verläuft linear und unkompliziert – wer verschachtelte Handlungsstränge und verschiedene Einzelgeschichten erwartet, wie sie in Kriminalromanen oft angeboten werden, wird hier enttäuscht. Die Erzählperspektiven der einzelnen Protagonisten sind alle klar miteinander verwoben und lassen nur wenig Spielraum für überraschende Wendungen. Auch die Geschichte um Simon Dreemer und dessen Vergangenheit ist wenig spannungsreich geschildert, obwohl der Grund für seine Strafversetzung erst ziemlich spät im Werk erläutert wird.
Gut gelungen ist die Gestaltung der einzelnen Kapitel, deren Gliederung nicht nur in Tage, sondern auch in Uhrzeiten erfolgt. So hat man stets einen guten Überblick darüber, wann die aktuelle Handlung gerade spielt.
Meiner Meinung nach führt die Autorin zu viele Protagonisten in ihrem Werk ein, sodass man schnell den Überblick verliert. Dadurch entstehen zwar verschiedene Handlungswege, welche jedoch wenig kreativ und überschaubar bleiben. Zudem mildert die Autorin die Spannung durch ungeschickte Vorgehensweisen, wenn sie beispielsweise interessante Stellen (wie z. B. die Rettung aus dem Stollen) einfach überspringt und nur das Endergebnis präsentiert.

3) Empfehlung

Leider ist das Werk insgesamt nur wenig spannend und bietet kaum überraschende Wendungen an. Die Zeichnung der Protagonisten bleibt oberflächlich und wird so einem nur durchschnittlichen Kriminalroman kaum gerecht.

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