Samstag, 11. November 2017

Rezension: Susanne Staun - Totenzimmer

Psychose sucht Lepra

Gleich beim ersten Anblick des Buches fällt einem das eindrucksvolle Design des Umschlags ins Auge. Das Papier wurde an zwei Stellen durchtrennt, Blut scheint durch die Schnitte zu schimmern. Die wahre Brillanz enthüllt sich allerdings erst beim Herunternehmen des Papiereinbands: Während der Umschlag weiß ist und zweimal gespalten wurde, ist der harte Buchrücken blutrot und schimmert durch den Einband. Man fühlt sich bereits mitten in den Krimi hineinversetzt.

Dr. Martina Krause arbeitet als Rechtsmedizinerin in einem dänischen Institut, in welches sie am Anfang des Buches gemeinsam mit ihrer besten und einzigen Freundin Nkem transferiert hatte. Ihr neuester Fall gibt einige Rätsel auf. Die orangen Abdrücke auf der mit Stichwunden übersäten Haut der Opfer stammen vom Schweiß des Täters und enthalten Clofazimin, ein Lepramittel. Doch einen Fall von Lepra gab es in Dänemark schon seit Jahren nicht mehr. Praktisch alleine begibt sich Dr. Krause auf die Suche nach dem grausamen Serientäter, während dieser noch versucht, ihr Angst einzujagen. Doch so leicht lässt diese sich nicht unterkriegen, denn ihre psychische Störung macht sie praktisch unempfindlich gegen Angstzustände. Der Fall macht ihr bloß zu schaffen, weil eines der Opfer ihrer Tochter ähnlich sieht, ein Mädchen namens Emilie, das sie sich bloß eingebildet hat…

Die Geschichte beginnt sehr spannend und wirft anfangs geschickt viele Rätsel, wie das Lepramittel und die psychische Störung der Hauptprotagonistin auf. Durch die Erzählung aus der Ich-Perspektive erlebt man den Krimi hautnah mit. Zwischendurch liest man Tagebucheinträge des Täters, welche die tiefen Abgründe seiner Persönlichkeit herausstellen, weshalb man noch stärker mit Dr. Krause mitfiebert. Gegen Ende des Buches ist der Fall allerdings praktisch aufgeklärt, man wartet eigentlich nur noch auf die Festnahme des Täters. Trotzdem gelingt es der Autorin mit einer geschickten Wende noch einmal, Spannung aufzubauen. Die psychische Störung der Rechtsmedizinerin gerät im Laufe des Geschehens immer weiter in den Hintergrund, möglicherweise eine Andeutung, dass Dr. Krause langsam in die Realität zurückfindet.

Alles in Allem ein gutes Buch, teilweise allerdings nicht für schwache Nerven bzw. Mägen geeignet.

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